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Foto: Tatjana Dachsel, 2023


Kristiane Kupfer im Gespräch mit Karim Chérif



Karim Chérif

https://de.wikipedia.org/wiki/Karim_Chérif

https://www.filmmakers.eu/de/actors/karim-cherif



Kristiane Kupfer

Special Coaching Actors Studio www.special-coaching.de



Karim: Ich arbeite mit Dir seit Jahren. Mir hat Deine Sicht auf die Drehbücher immer geholfen und vor allem die Art,wie Du mit Deiner Fantasie meine eigene anreicherst. Wie ist Dein Ansatz bei den unterschiedlichen Kollegen? KannstDu beschreiben, wie Du konkret mit den Schauspielern arbeitest?


Kristiane: Jeder Schauspieler ist anders, jedes Drehbuch ist anders, die Umstände sind immer andere. MeineZielstellung bleibt immer die gleiche: Das Beste für den Schauspieler und die Produktion herausholen. Mir ist es immer wichtig, erst einmal zu klären, worum soll es konkret gehen, und wieviel Zeit haben wir dafür. Es muss nicht immer nur um schauspielerische Probleme gehen. Warum auch? Ich arbeite mit Profis.


Erst einmal müssen die richtigen Schritte und ihre richtige Reihenfolge besprochen werden. Sind z. B. Special Skills erforderlich? Muss eventuell ein bestimmtes Auto gefahren werden? Muss getanzt, gesungen werden? Brauchen wirbestimmte Kenntnisse anderer Berufe? Woher können wir uns diese in der Kürze der Zeit besorgen? Müssen wir etwas wissen über eine historische Zeit, über ein spezifisches soziales Milieu? Oder reicht unsere persönliche Erfahrung, unserpersönlicher Bildungsstand aus? Stört uns etwas an dem Buch, fehlt da was, enthält es logische Fehler? Wer kann dann unser Ansprechpartner sein? Der Regisseur, der Autor, der Produzent? Es ist ein Riesenspektrum, das bei jedem Schauspieler, jedem Projekt neu und anders ist.


Karim: Ich kann mich sehr gut an einen Besuch beim Amtsgericht erinnern, wo wir in Vorbereitung auf ein Castingwaren. Wir haben uns viel Mühe gemacht. Du hast alles rausgesucht, einen besonderen Fall. Die Atmosphäre und die teilweise Absurdität von diesem Fall, das war schon sehr interessant.


Kristiane: Das war ja nun nichts Historisches, wo man dann ganz anders rangehen muss. Ich kann mal kurz versuchen, das zu erklären: Ich meine, die Stadt ist groß und es ist so interessant, dass es so viele Menschen gibt mit so vielen unterschiedlichen Berufen. Und es ist für uns absolut wertvoll, dass es so viele Institutionen gibt, wo man „die Luft schnuppern“ kann. Du kannst auch, wenn Du zur Polizei gehst, nicht erklären, was da los ist. Man geht immer mit irgendeinem beklemmten Gefühl raus. Man bekommt eine Frage meist anders beantwortet, als man es erwartet hätte. Und man bekommt oftmals eine Antwort auf Dinge, die man gar nicht gefragt hat, die aber den eigenen Horizontziemlich erweitern können. Ich denke immer, die Stadt ist anders, wenn ich raus gehe und unsere Arbeit am Drehbuch weitergeht.


Ich sehe es als meine Aufgabe, eine Palette an Ideen zu liefern, damit der Schauspieler erstmal auswählen kann, waser auf den ersten Blick sinnvoll findet. Oder wir sprechen mit Menschen, denen es nicht so gut geht oder gehen in Stadtbezirke, wo es nicht so schön ist. Oder wir sind in der Oldtimerwerkstatt oder sehen uns Maßschuhe an, jenachdem, was ein interessanter Ansatz für die Rolle sein kann. Die Palette ist groß.


Karim: Ich kann nur sagen, mit hat immer sehr geholfen, dass Du so viele Farbtupfer anbietest, und man kann sich dawas raussuchen, was einen anspricht und dann sieht man, wie der Weg weiter geht.


Kristiane: Und wenn jetzt ein Schauspieler sagt, es ist nur ganz wenig Zeit zur Vorbereitung, dann gibt das für mich sogar einen besonderen Kick. Unter Zeitdruck zu arbeiten, mobilisiert mich ganz besonders. Wenn aber ganz viel Zeit ist, muss man aufpassen, sich nicht zu verzetteln. Es geht immer nur darum, dass der Schauspieler zu Drehbeginn so fit wie möglich ist.


Karim: Ich habe Dich ja letztens während eines Auslands-Drehs angerufen, da ich gerne mit Dir etwas besprechen wollte, weil es mir wichtig war.


Kristiane: Natürlich bin ich für einen Schauspieler, mit dem ich ein Projekt gestartet habe, auch während des ganzen Drehzeitraums erreichbar, weil ich es als meine Aufgabe sehe, im Hintergrund maximal zu supporten. Wenn das nicht notwendig ist, weil es gut läuft, freue ich mich immer über ein positives Feedback.


Ich sehe meine Arbeit vorrangig als eine für den Schauspieler und damit für das Projekt. Ich arbeite sehr gerne Backstage. Es ist mein Anspruch, alles so gut wie möglich und so individuell wie möglich zu machen. Der Tag hat 24Stunden, ich bin erreichbar, und man kann, wenn ein Projekt auf guten Füßen steht, eigentlich immer alles schaffen, vorausgesetzt, der Schauspieler ist motiviert und freut sich auf die Arbeit.


Karim: Die Erfahrung habe ich auch mit Dir gemacht. Danke für das kurze Gespräch!